Deutsche Weihnachtslieder
3. Buch

Der ein Gewand den Himmel rollt

Der ein Gewand den Himmel rollt,
Dass Sterne fallen, Sonnen schwinden,
Mit schnöden Tüchern hat gewollt
Er lassen seinen Leib umwinden;
Der Speis und Trank in Füll und Lusten
Dem Vogel auch des Waldes schenkt,
Hier mit geringer Milch getränkt
Liegt er an eines Weibes Brusten.

Nun macht der Menschen zweiter gut,
Was dort der erste Mensch verschuldet.
Wie dort vor Adam, also ruht
Auch hier das Tier und staunt und huldet:
Ihm ahnet, dass nun erst beendet
Das große Werk der Schöpfung ist,
Geboren ist mit Jesu Christ
Der Sabbat, der die Zeit vollendet.

Der Sabbat kommt, es kommt der Welt
Süß atmend nun ein Sonntagsmorgen.
Noch aber liegt, die ihr erhellt,
Die Welt in dürftger Nacht verborgen.
Nur ob der Hütte schwebt, entzündet
Am nahen Licht, der Morgenstern,
Der Heidenfürsten ihren Herrn
Und armen Hirten Trost verkündet.

W. Wackernagel