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Weihnachtslied: Winterblümlein
Deutsche Weihnachtslieder
1. Buch


Winterblümlein

Es ist ein Reis entsprungen
Aus einer Wurzel zart,
Wie uns die Alten sungen;
Von Jesse kam die Art
Und hat ein Blümlein bracht
Mitten im kalten Winter
Wohl zu der halben Nacht.

Das Reislein, das ich meine,
So uns das Blümlein bringt,
Maria ists, die reine,
Von der Jesaias singt;
Nach Gottes ewgem Rat
Hat sie ein Kind geboren
Und bleibt doch reine Magd.

Das schrieb uns ohne Mängel
Lucas mit treuer Hand,
Wie Gabriel der Engel
Vom Himmel ward gesandt
Zu einer Jungfrau rein,
Die Gott sich auserwählte,
Sie sollt ihm Mutter sein.

Der Engel unverdrossen
Fuhr in der Juden Land
Gen Nazareth; verschlossen
Marien er da fand
In ihrem Kämmerlein.
Er sprach sie an so freundlich:
"Gegrüßt sei, Jungfrau rein.

"Du bist voll aller Gnaden,
Der Herr will mit dir sein,
Hoch über alle Frauen
Will er dich benedein."
Die edle Jungfrau zart,
Von dieses Engels Grüßen
Wie sie erschrocken ward!

"Du sollst dich nicht entsetzen,"
Sprach er, "o Jungfrau schon!
Mein Wort lass dich ergehen,
Ich komm aus Himmels Thron,
Bring frohe Botschaft dir.
Du hast bei Gott Genade
Gefunden, glaube mir.

"Ein Kindlein wirst du tragen
In deinem keuschen Leib,
Davon die Schriften sagen,
Du überselig Weib!
Sein Nam ist Jesus Christ:
Der Herr will ihm verleihen
Seines Vaters David Sitz."

Da sprach die Jungfrau reine
Gar züchtig mit Verstand:
"Wie soll mir das geschehen,
Die keinen Mann erkannt?"
Der Engel sprach zu ihr:
"Dies Wuuder wird verschaffen
Der heilge Geist an dir.

"Es wird dich überschatten
Des Allerhöchsten Kraft
Und unverletzt bewahren
Deine reine Jungfrauschaft,
Denn dieses Kindlein schon,
Das von dir wird geboren,
Ist Gottes ewger Sohn.

"Laß dichs nicht Wunder haben.
Da auch Elisabeth,
Die alte, deine Base,
Schon längst gesegnet geht.
Gott Alles möglich ist:
Sie wird den Sohn gebären
Nach dreier Monden Frist."

Da sprach mit Freud und Wonne
Die edle Jungfrau rein,
Als sie vernahm, sie solle
Des Herren Mutter sein,
Gar willig, unverzagt:
"Ich bin des Herren Dienerin,
Mir gescheh wie du gesagt."

Aus heilgen Geistes Kräften
Maria bald empfing
Den ewgen Himmelsfürsten:
Schau an das Wunderding!
Neun Mond er bei ihr war;
Sie wurde Gottes Mutter,
Blieb Jungfrau immerdar.

Darnach in kurzer Weile
Macht sie sich auf die Fahrt
Und kam in schneller Eile
Zu ihrer Base zart,
In Zachariä Haus:
Die wollte sie begrüßen
Und pflegen bis hinaus.

Elisabeth, die alte,
Fuhr auf mit hellem Schrein:
"Gesegnet über alle
Bist du, o Jungfrau rein
Samt deines Leibes Frucht:
Wie kommt es, dass die Mutter
Meines Herren mich besucht?"

Da die edle keusche Magd
Drei Mond gewesen hier,
Geht sie wieder unverzagt
Mit großer Freud von ihr
Gen Nazareth und harrt
Der Zeit dort, da erfüllet
Des Herren Wille ward.

Wohl zu denselben Zeiten
Der starke Fürst und Held
Augustus, Römscher Kaiser,
Beschrieb die ganze Welt,
Den Zins von Allem nahm,
Da Joseph mit Maria
Auch hin gen Bethlem kam.

Herbergen waren teuer,
Sich fand kein Aufenthalt
Als eine alte Scheuer;
Da war die Luft gar kalt.
Wohl in derselben Nacht
Marie gebar den Fürsten,
Der Frieden hat gebracht.

Den Hirten bei den Schafen
Erschien ein Engelheer,
Das sprach: "Ihr sollt nicht schlafen,
Wir bringen Botschaft her
Von einem Kindelein,
Das jetzund ist geboren
Von einer Jungfrau rein.

"Wollt ihr das recht verstehen,
So zieht gen Bethlem all,
Ein Kindlein sollt ihr sehen
In einem schlechten Stall
In eine Kripp gelegt:
In Armut ist erschienen,
Der Alles hält und tragt."

Die Hirten gleich zu Stunden
Sich huben auf die Fahrt:
Das Kindlein ward gefunden
Mit seiner Mutter zart.
Die Engel sangen schon:
Sie lobten Gott vom Himmel
In seinem höchsten Thron.

Ein Stern mit lichtem Scheine
Von Morgen führt geschwind
Drei Könige mit Eile
Zum neugebornen Kind.
Sie brachten reichen Sold
Und schenkten ihm mit Freuden
Myrrh, Weihrauch, köstlich Gold.

Lob, Ehr sei Gott dem Vater,
Dem Sohn und heilgen Geist;
Maria, Gottes Mutter,
Auch deine Hülfe leist
Und bitt dein Kindelein,
Dass Gott durch seine Güte
Uns gnädig will verzeihn.

Wir bitten dich von Herzen,
Du edle Königin,
Bei deines Sohnes Schmerzen,
Wenn wir einst fahren hin
Aus diesem Jammertal,
Du wollest uns geleiten
Bis in der Engel Saal.



Karl Simrock
Deutsche Weihnachtslieder
1859

1. Buch:

Weihnachtslieder


Der Altväter Seufzen
Gleich wie der Hirsch ...

Rorate coeli
O Heiland, reiß den ...

Tauet Himmel den Gerechten
Wolken, regnet ihn ...

Die klagende Menschheit
Die Menschheit klagte ...

Der Himmelsjäger
Geistliche Umdichtung.

Das Einhorn
Ich sah mir den Maien ...

Das Täublein
Es stiegt ein Täublein ...

Der englische Gruß
Ave Maria, gratia ...

Ave Maria!
Gabriel. Ave Maria! ...

Conditor alme siderum
Wohlauf und lasst ...

Der Ungehorsam
Durch den Ungehor...

Emanuel
Singt auf, lobt Gott ...

Weihnachtslied
Mach auf, liebe Christ...

Winterblümlein
Es ist ein Reis ...

Die mystische Wurzel
Von Jesse kam ein ...

Weihnachtsabend
Am Weihnachtsabend ...

Das Schiff
Es kommt ein Schiff ...

Uns ist geboren
Uns ist geborn ein ...

Ein Kindlein ist geboren
Von einer reinen Maid ...

Zu Bethlehem geboren
Ist uns ein Kindelein ...

Ein Kind ist uns geboren
Das Gott und Mensch ...

Jesus ist uns geboren
In einem Häuselein ...

Ein Kind geboren zu Bethlehem
Des freuet sich Jerusa...

Dies est laetitiae
Es ist ein Tag der ...

Der Tag der ist so freudenreich
Hier allen Kreaturen ...

Neujahrslied
In hoc, in hoc anno ...

Preisgesang
Preis dir Gott im ...

ln dulci jubilo
Nun singet und seid ...

Lobgesang
Gelobt seist du, Herr ...

Gelobt seist du
Gelobt seist du, Herr ...

Du bist mein und ich bin dein
O Wunder groß ...

Groß und klein
Gegrüßt seist du ...

Teil 2
Teil 1 wird dargestellt


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