Deutsche Weihnachtslieder
1. Buch

Ein Kindlein ist geboren

Ein Kindlein ist geboren
Von einer reinen Maid,
Den Sohn hat Gott erkoren
In hoher Würdigkeit,
Ihn uns zu Trost gegeben
Von allen Sünden frei:
Das, sollt ihr merken eben,
Bracht uns das Heil herbei.

Ave, du Gottes Minne!
Wie wohl ihr mit ihm war!
Du Trost dem Menschensinne!
Und eh sie ihn gebar,
Ward uns groß Heil verkündet
Von einem Engel klar,
Das nimmer wird durchgründet,
Sagt uns die Schrift fürwahr.

Altissimus wollt kosen
Mit menschlicher Natur:
Wie wohl das tat der Rosen!
Sie sah in der Figur
Die Gottheit unverborgen.
Joseph sie liebend pflag.
An einem Weihnachtmorgen
Christ bei der keuschen lag.

Freut euch der selgen Kunde,
Dass uns der Heiland kam,
Im neuen Segensbunde
Die Menschheit an sich nahm.
Für uns mit ganzen Treuen
Vollbracht er jedes Ding:
Der Greis wollt sich erneuen,
Er ward ein Jüngeling.

Gott Vater auf dem Throne
War mit der zarten Magd,
Der Tochter von Sione
Sei Lob und Preis gesagt.
Drei edle Könge milde,
Die brachten reichen Sold,
Durchzogen weit Gefilde
Wie Gott im Himmel wollt.

Sie mussten ferne wandern;
Des Himmels Heil noch mehr,
Bis zum Ägyptenlande:
Herodes hasst' es sehr.
Er zog ihm nach mit Listen,
Manch Kind vergoss sein Blut:
Gott wollt sich länger fristen,
Das war uns Allen gut.

Wohl dreißig Jahr und mehre
Trug er für uns die Not,
Um seine rechte Lehre
Litt er den bittern Tod.
Dankt ihm zu allen Stunden:
Hilf edler König rein!
Deine heiligen fünf Wunden,
Sollen uns gnädig sein!