Deutsche Weihnachtslieder
1. Buch

Der Himmelsjäger

Geistliche Umdichtung eines weltlichen Volksliedes.

Es wollt ein Jäger jagen,
Wollt jagen vom Himmelsthron.
Was begegnet ihm auf der Heide?
Maria die Jungfrau schon.

Der Jäger, den ich meine,
Der ist uns wohlbekannt:
Er jagt mit einem Engel,
Ist Gabriel genannt.

Der Engel blies sein Hörnlein,
Das lautet' also wohl:
"Gegrüßt seist du Maria,
Bist aller Gnaden voll.

"Gegrüßt seist du Maria,
Du edle Jungfrau fein,
Dein Leib der soll gebären
Ein kleines Kindelein.

Dein Leib der soll gebären
Ein Kindlein ohne Mann,
Der Himmel und auch Erde
Einsmals bezwingen kann.

Maria die viel reine
Fiel nieder auf die Knie.
Sie sprach: "Herr Gott vom Himmel,
Gescheh dein Will an mir.

"Dein Wille soll geschehen
Wohl ohne Pein und Schmerz."
Da empfing sie Jesum Christum
In ihr jungfräulich Herz.


In einer Variante bei Hoffmann jagt St. Gabriel ein Einhorn, das sich
in den Schoss der Jungfrau birgt. Dieselbe schon uralte Vorstellung in Konrad von Würzburgs goldener Schmiede:

Du hast gefangen, wie man sagt,
Das Einhorn aus des Himmels Saal,
Das in das dornenvolle Tal
Ward der wilden Welt gejagt,
Und suchte, kaiserliche Magd,
Dir im Schoße sanfte Lagerstatt.

und in nachstehendem Volksliede:
Das Einhorn