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Werde licht, du Stadt der Heiden
Werde licht, du Stadt der Heiden,
Und du Salem werde licht!
Schaue, welch ein Glanz mit Freuden
Über deinem Haupt anbricht!
Gott hat derer nicht vergessen,
Die im Finstern sind gesessen.
Dunkelheit die musste weichen,
Als dies Licht kam in die Welt,
Dem kein andres ist zu gleichen,
Welches alle Ding erhält:
Die nach diesem Lichte sehen,
Dürfen nicht im Finstern gehen.
Ach! wie warm wir verblendet,
Ehe noch dies Licht brach an:
Ja, da hatte sich gewendet
Schier vom Himmel jedermann;
Unsre Augen und Geberden
Klebten böslich an der Erden.
Irdisch waren die Gedanken,
Torheit hielt uns gar verstrickt,
Satan macht uns schändlich wanken,
Wahre Tugend lag verrückt:
Fleisch und Welt hat uns betrogen
Und vom Himmel abgezogen.
Finsternis fand sich auf Erden,
Finster war es in der Lehr,
Alles wollte finster werden,
So dass auch des Höchsten Ehr
Und der Wahrheit unterdessen
In dem Finstern ward vergessen.
Gottes Rat war uns verborgen,
Seine Gnade schien uns nicht;
Klein und Große mussten sorgen,
Jedem fehlt es an dem Licht,
Das zum rechten Himmelsleben
Seinen Glanz uns sollte geben.
Aber wie hervorgegangen
Ist der Aufgang aus der Höh,
Haben wir das Licht empfangen,
Welches so viel Angst und Weh
Aus der Welt hinweggetrieben,
Dass nichts Dunkles überblieben.
Jesu, reines Licht der Seele,
Du vertreibst die Finsternis,
Die in dieser Sündenhöhlen
Unsern Tritt macht ungewiss:
Jesu, deine Lieb und Segen
Leuchten uns auf unsern Wegen.
Nun, du wollest hie verbleiben,
Liebster Jesu, Tag und Nacht,
Alles Finstre zu vertreiben,
Das uns so viel Schrecken macht;
Lass uns nicht im Dunkeln wallen,
Noch ins Höllenmeer verfallen.
Liebster Jesu, lass uns leuchten
Dein erfreulichs Angesicht,
Lass uns deine Gunst befeuchten;
Wenn das Kreuzfeur auf uns sticht,
Lass uns ja wie Christen handeln
Und in deinem Lichte wandeln.
Schenk uns, Herr, das Licht der Gnaden,
Das ein Licht des Lebens ist,
Ohne welches leicht in Schaden
Fallen kann ein frommer Christ;
Lass uns dieses Licht erfreuen,
Wenn wir aus der Tiefe schreien.
Dieses Licht lässt uns nicht wanken
In der rechten Glaubensbahn:
Ewig, Herr, will ich dir danken,
Dass du hast so wohlgetan
Und uns diesen Schatz geschenket,
Der zu deinem Reich uns lenket.
Gib, Herr Jesu, Kraft und Starte,
Dass wir dir zu jeder Zeit
Durch geliebte Glaubenswerke
Folgen in Gerechtigkeit
Und hernach im Freudenleben
Heller als die Sterne schweben.
Dein Erscheinen müß erfüllen
Mein Gemüt in aller Not.
Dein Erscheinen müsse stillen
Meine Seel auch gar im Tod.
Herr, in Freuden und im Weinen
Müsse mir dein Licht erscheinen.
Jesu, lass mich endlich gehen
Freudig aus der bösen Welt,
Dein so helles Licht zu sehen,
Das mir dort schon ist bestellt,
Wo wir sollen unter Kronen
In der schönsten Klarheit wohnen.
Johann Rist
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